Openair St. Gallen 2011

Insgesamt 105000 Besucher (Tageseintritte) drängten sich in den 4 Tagen durch das Sittertobel. Ausverkauft, konnten die Organisatoren des Openair St.Gallen bereits am Samstag verkünden. Glück hatte wer schon drin war. Der konnte sich ins Getümmel vor den Bühnen stürzen, oder der Schlange vor dem Ausschank.

Freitag – Stimme versagt, tut nichts zur Sache
Es wäre schade die Zusammenfassung des Tages mit dem Wetters zu beginnen, lassen wir das also mal zum Anfang. Denn der Freitag des Openair St.Gallen bot freilich mehr als Wetterbeobachtungen. Das Schnitzelbrot, später. Musik also, davon gab es genug. Nicht leicht hier etwas herauszupicken ohne die restlichen Bands unter den Tisch fallen zu lassen. Doch selbst wenn, die Stimme von Elbows Guy Garvey kann man so oder so kaum überhören. Ihre Intension mit dem aktuellen Album „Build a Rocket Boys“ ein Album für die grossen Bühnen zu machen, konnten Elbow auf der Sitterbühne in die Tat umsetzen. „TV on the Radio“ fühlten sich dagegen im Dunkel der kleineren Bühne bestens aufgehoben und machten den wenigen Platz mit einer Dichte an Sound wieder wett. Positiv überraschte an diesem Abend Janelle Monae, die nicht nur ihre stimmlichen Qualitäten unter Beweis stellte, sondern auch zeigte, wie man (gewürzt mit ein wenig amerikanischen Show-Pathos) das Publikum unterhalten kann. Schlechte Voraussetzungen für Digitalism und dessen Jens Moelle, der stimmlich (trotz derselben Initialen wie Janelle Monae) nicht gegen die eigene Musik ankam. Aufgefallen war das wohl niemanden und so lernte auch ich: Bei Digitalism geht es nicht um den Gesang. – Dies realisiert, machen die Hamburger sogar Freude.

Zum Wetter also, das ist nämlich enttäuschend schön, entgegen der Wettervorhersagen die man Tage zuvor noch studierte. Den grossen Platzregen – verpasst. Die Gummistiefel: – umsonst mitgetragen.

War noch was? Boy Noize um 3 Uhr in der Nacht und die Gewissheit, nächstes Jahr das Zelt nicht an einen Hang zu aufzubauen.

Samstag – Schlaflosigkeit kann auch gut klingen
Tag zwei begann mit Körperhygiene, für die meisten jedenfalls. Der Staub der letzten Nacht, den man da noch Stolz zur Schau trug, wurde abgespült. So nahm der Samstag seinen Lauf. Die Crystal Castles, das vermeintlich erste Highlight des späten Nachmittags. Doch mit der Sonne, die seit dem heutigen Tag sogar schien, wurden die Kanadier nicht so recht warm. Zu hell, um dann auch noch mit Musik zu glänzen. Immerhin die Attitüde sass schon mal, wenn sie die Sängerin nicht unter ihrer dicken Jacke versteckte. Nächste Bühne, nächster Versuch. (Ok, Sternenbühne: Lissie ist Sympathieträger ohne viel dafür tun zu müssen, noch nicht einmal singen.) Entdeckung das frühen Abend war wohl Robert Randolph, der einen unweigerlich verleitet ein dummes Wortspiel mit Funk und Funke zu notieren. Lassen wir das und schweigen.

So muss man sich nun also auch im weiteren Verlauf des Abend entscheiden: Zwischen dem grossen Ganzen (Weltschmerz bis in die Waden: Hurts) und einem fast-schon-Heimspiel der Helden, die feststellen durften, das Männer und Frauen in die Schweiz die selben Probleme zu haben scheinen, wie im heimischen Deutschland. Mogwai breiteten später ihren Soundteppich aus, und auch ohne sich auf den Boden zu legen, Kino für die Ohren und sphärisch im Abgang. Krönender Abschluss des Abends und schon gar kein Wiegenlied waren FM Belfast, die mit ihrer Show ein Plädoyer für das Wachbleiben hielten. – Überzeugend wohlgemerkt.

War noch was? Die Bässe Linkin Parks und Dizzee Rascals hat man von der Sternenbühne aus nur zwischen den Liedern hören können.

Sonntag – Endspurt
Das erste Konzert des Tages liess nicht lang auf sich warten, für diejenigen die immer noch gegen den Schlaf ankämpften und für die Starken, die den Kampf gegen die Müdigkeit bereits ausgestanden hatten: Traktorkestar, 9:30 Uhr auf der Sitterbühne war aufbauende Balkanmusik, die selbst dann noch funktionierte, wenn man auf dem Zeltplatz auf der anderen Seite des Geländes erst seinen Schlafsack öffnete. Der Vormittag gehörte weiter den Schweizern: Gustav, Baschi, Steff la Chefs und kann auch unter dem Titel laufen „Warten auf The National“. Bis die Band auf der Bühne stand. So recht konnte Sänger Matt Berninger neben der eigenen Stimme der Nachmittagssonne nichts entgegensetzen. Das aber so sympathisch grummelnd, dass er um die Gunst des Publikums – abgesehen von Seifenblasenangriffen – nie wirklich fürchten musste. Warum „The National“ sich den Saxophon-Spieler von Beirut für den eigenen Auftritt liehen, versteht man spätestens nachdem man kurz darauf die Folkband aus New Mexico live erlebt. Publikum und Band wiegen sich gegenseitig in Glückseligkeit. Innerlich schliesst man bereits jetzt mit dem Openair ab, im Positiven versteht sich, weil die Musik Beiruts einfach nichts anderes zulässt.

War noch was? „Queens of the Stone Age“ untermalen den Zeltabbau und den Abzug der Massen. Da bleibt nicht mehr viel stehen.